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Beste Filme 2022 #TopTenMovies2022

Einleitung: Geht nicht um aktuelles, sondern was ich zum ersten Mal erlebt habe. Plätze zehn bis vier sind chronologisch danach, wann ich die im Lauf des vergangenen Jahres gesehen hab, drei bis eins aber sind Favoriten nach reiflicher Überlegung für wie gut gemacht ich sie halt, was sie ideologisch, zeitgenossenschaftlich an Relevanz hergeben und wie wohltuend sie für mich ganz persönlich waren.

Vorweg: Habe 80 Filme 2022 geguckt, davon 69 Erstsichtungen. Fünf mal ›honorable mentions‹.
»One Cut Of The Dead«: Doller Zombie-Spaß
»Nightmare Alley«: Elegante Tragödie
»The Myth Of The American Sleepover«: Sternschnuppenwunder
»Interceptor«: Grad aus uff die Fresse
»Ruben Brandt Collector«: Kunstvolle Psychedelic-Zeichentrick-Gaudi

PLATZ 10: Würde mich zwar durchaus als Matrix-Depperl bezeichnen, aber daß mir draufgesetzter Teil vier DERART gut gefallen würde, hab ich beim besten Willen nicht erwartet. Prinzipiell goil: »The Matrix Resurrections« wuppt trotz paar Längen in EINEM Film soviel Dialektik wie Teil zwei und drei zusammen. Bonus für dolle Zwischendrinn- und vor allem End-Twist, sowie »Brass Against the Machine feat. Sophia Urista« als Abspann-Song.

»The Matrix Resurrections«-Standbild: Neo in der Wanne mit Gummiente auf’m Kopf.
Neo in der Badewanne mit Quitescheentchen auf’m Kopf war unser aller Pandemie-Maskottchen.

PLATZ 9: Tragisch-grimmig, ruhig, bedrückend, poetisch, audio-visuell prächtig bis hin zum Wachtraum. »The Northman« zeigt wundervoll wie Kacke ›traditionelle‹ Krieger-Gesellschaften — mit Sklaverei und Raubzügen — waren. Wenig Platz für zart-menschliches. Exzellentes Ensemble, vor allem Kidman und Defoe. Ein paar brutale, blutreiche Spitzen und ab und zu SEHR trocken-schwarzer Humor. Passt zur plausiblen Darstellung einer von Traumatisierten bevölkert Welt.

»The Northman«-Standbild: Björk als schicksalsstrippenziehende Priesterinn im Lande der Rus in niedergebranntem Heiligtum.
Björk als schicksalsstrippenziehende Priesterin in niedergebranntem Tempel im Lande der Rus.

PLATZ 8: Für mich ein perfekter Film (soweit man das für möglich hält). ENDLICH wurde mit »Everything Everywhere All At Once« die Herausforderung ›zeitgenössischer Magischer Realismus‹ aufgenommen, die Kaufmann, Gondry, Jonze, Clooney vor ca. 20 Jahren vorgelegt haben. Mit der richtigen Geschichte sind auch Gespräche zwischen Steinen ergreifend. Glücklich erschöpft vor lauter Lachen, Johlen, Staunen. Und endlich wieder mal richtig geweint.

»Everything Everywhere All At Once«-Standbild: Mama- und Tochter-Stein lachen sich scheck.
Mama- und Tochter-Stein lachen sich scheckig.

PLATZ 7: Alex Garland hält sein Niveau. »Men« bietet surreal-lyrischen Folk-Horror der sich richtig fein Zeit lässt, Stille zelebriert und zumindest für mich sehr tröstlich wirkt. Jessie Buckley stellt sehr schön dar, wie es ist angeknackst und verstört zu sein hinter sich lassen zu wollen. Und ich feiere ab, daß Rory Kinnear‎ endlich mal vollumfänglich als Hauptfigur(en) glänzen darf, statt ewig nur Nebendarsteller zu sein. Zudem sehr feine atmosphärische Mukke von Ben Salisbury und Geoff Barrow.

»Men«-Standbild. Jessie Buckley allein auf einer Dorfstraße in der Nacht, vor ihr die Milchstraße.
Jessey Buckley nachts auf der Dorfstraße, vor ihr die Milchstraße.

PLATZ 6: Hab ja erst verspätet aber dann extrem begeistert Cartoon Saloon entdeckt. Extra aus Frankreich die Blu Ray von »WolfWalkers« bestellt. Gibt derzeit niemand, der so schön und mächtig stilisiert. Irre schöne, lustige, abenteuerliche muntere, herzergreifende Gerade-Linien-Zivilisation versus Schnurgel-Kurven-Wildnis-Geschichte. Bonus: Aurora-Lied »Running With The Wolves«.

»WolfWalkers«-Standbild: Mebh Óg MacTíre klaut den Holzhackern Fressalien unter der Nase weg.
Mebh klaut den Holzhackern Fressalien unter der Nase weg.

PLATZ 5: Verstört-betört angefixt von »The Outside«-Folge von »Guillermo del Toro’s Cabinet of Curiosities« chronologisch rückwärts durch Œvre von Ana Lily Amirpour gewurschtelt und küre »A Girl Walks Home Alone At Night« zu meinem bisherigen Favoriten von ihr. Ab jetzt gilt: Vampirfilme ohne Katze taugen nix. Musik und Songs laufen seit Sichtung bei mir rauf und runter.

»A Girl Walks Home Alone At Night«-Standbild: Sheila Vand als Vampirin mit Masuka dem Katzi.
Sheila Vand als Vampirin mit Katzi Masuka.

PLATZ 4: Auch Rian Johnson liefert weiterhin Güte. »Glass Onion. A Knive’s Out Mystery« ist genauso ein feiner Krimi wie sein Vorgänger, aber dabei noch ne ganze Ecke (im Guten) dööferer, alberner, lustiger. Immer schön, dabei zu sein, wenn so Promi-Schauspieler*innen zusammenkommen und richtig Gaudi bei Arbeit haben, vor allem, wenn’se Sachen quer zu ihrem Image machen. Inbegriff vong Gute-Laune-Film.

»Glass Onion. A Knive’s Out Mystery«-Standbild. Daniel Craig prüft als Benoit Blanc Projektil-Linie umgeben von kitschigen Glass-Skulpturen.
Benoit Blanc prüft Projektilflugbahn umgeben von kitschigen Glass-Skulpturen.

Bronze — PLATZ 3: Hab kaum etwas, womit ich »Die Familie mit dem umgekehrten Düsenantieb« (1984 ) vergleichen kann. Ein tragik-saukomisches Reinigungs-Ritual von Film. Bin extrem beeindruckt vom anarchischen Wumms. Macht mächtig Laune alles kaputt zu haun (und dann wieder aufzuräumen).

»Die Familie mit dem umgekehrten Düsenantrieb«-Standbild: Papa, Mama, Sohn, Tochter und Opi nehmen die Bude auseinander.
Papa, Mama, Sohn, Tochter und Opi nehmen die Bude auseinander.

Silber — PLATZ 2: Sooo der Hipster bin ich eh nicht, und somit feiere auch ich trotz aller fragwürdiger mythologischer Fähnchenschwenk-Überhöhungen »RRR« als Filmkunstfrischzellenkur. Hat einfach alles: Äktschn, Freundschaft, Herz, Komik, Tragik, Tanz, Gesang, Viecher, Wasser, Feuer. Quasi die perfekte Mischung aus »Total total verrückte Welt« und »Lawrence von Arabien«, das Musical. Bonus: Ray Stevenson als erzböser Kolonialfiesling.

»RRR«-Standbild: Bheem und Raju befreien Indien mit Hilfe von Tanz.
Bheem und Raju befreien Indien mit Hilfe von Tanz.

Gold — PLATZ 1: Innerhalb weniger Tage mehrmals geguckt und seit dem noch ein paar mal. Von keinem Film fühlte ich mich dieses Jahr so gut verstanden wie von Jordan Peeles drittem Werk »Nope«. Die ruhige Kraft von OJ. Wie Emerald tanzt. Angels unbeugsamer Optimismus. Die Pferde. Die Wolken. Die Mukke. Das Grauen. Die Schönheit.

»Nope«-Standbild: Nicht artgerecht behandelter Affe gibt nicht artgerecht behandelten Kinder-Star einen Soli-Fist-Bump.
Nicht artgerecht gehaltener Affe gibt nicht-artgerecht behandeltem Kinder-Star einen Soli-Fist-Bump.